Tuesday, May 28, 2013

Posted by mañanitas |

Musikthema dieser Woche: fröööhlichstimmende Lieder, die du auch dringend brauchst, wenn du so krank und erschöpft bist, dass du versuchst, deine Tür mit dem Stecker des Bügelseisens aufzuschließen.

Das war nur letztens den einen Tag so, aber ALTER SCHWEDE, ich war echt kaputt.. Man segne Paracetamol.
 
Ich kann mich nicht mehr so richtig erinnern, wann konkret ich mich entschloss, nach dem Abi ins Ausland zu gehen. Es war eine Idee, die nach und nach wuchs und auf einmal so groß war, dass sie nicht mehr wegzudenken war. Aber einfach mächtig auf den Putz hauen und mich für ein Jahr so ohne großen Plan in einem Land herumtreiben, das wollte ich natürlich nicht, erstens, weil das in einem Land wie Mexiko ganz schön gefährlich ausgehen kann und allgemein lässt sich so was auch nur schwer Planen (sich ohne großen Plan Rumtreiben lässt sich schwer planen, schlaue Aussage). Zweitens wollte ich etwas mit Sinn tun, Menschen helfen. Traurig, dass ein eigentlich so schönes Statement so krass abgedroschen klingt.. aber das werde ich jetzt nicht analysieren, ich werde nicht daraus schließen, dass eventuell eine Vielzahl von Leuten das zwar sagt, aber nicht so meint.. 
Wie dem auch sie! Daraus ergab sich für mich schließlich die Idee des Freiwilligendienstes.

Und - hallelujah - ich weiß bereits nach diesen vier Monaten, dass ich dieses Erlebnis gegen Nichts in der Welt eintauschte. Jeden Tag, ungelogen, jeden Tag gibt es etwas Neues. Ob dies nun "nur" ein neues Wort ist, das ich lerne, eine neue Straße, in der ich gehe, ob ich das erste Mal in einen Mikrobus steige, das erste Mal ALLEIN in einen Mikrobus steige, jeder Taxifahrer, jeder Schuhputzer, den ich nach dem Weg frage, all die anderen vielen Menschen, die ich hier schon nach dem Weg gefragt habe.., ich freue mich wieder und wieder, über jedes (erwiderte) Lächeln einer fremden Person, jedes Mal, wenn mir jemand das erste Mal "es tu casa" ("das ist dein Haus" - du kannst kommen wann du willst, du bist immer willkommen) sagt, alle möglichen Erlebnisse mit den Kindern, eine feste Umarmung, ein stürmiges Küsschen, eine Geschichte, die sie mir erzählen, die Geschichten, die ich ihnen vorlese, Momente, in denen wir alle zusammen lachen, ein Unterricht der hervorragend läuft, in dem ich bemerke, mensch, sie haben ja doch mal was gelernt, jedes "te quiero" (mucho, un montón), jede Notiz, die ich bekomme und als Liebesbeweis dient, genauso wie jede urknuddlige Zeichnung; die madres, Augenblicke, in denen sie sich SCHECKIG lachen, so ansteckend, das kristallklare und schallende Lachen der einen madre, ihre Themen, dass ich mich hier unter ihnen absolut sicher fühle, die religiösen misas, allgemein der ganze religiöse Aspekt; die neuen Freunde!!, neue Lieder, neue Orte, die ich kennenlerne, die mir meine Gastfamilie zeigt, ein neues Gericht, immer wenn ich merke, wie erstaunlich tief, vor allem für diese kurze Zeit, mir meine Gastschwester vertraut, ein weiteres tiefschürfendes Gespräch mit meiner Gastmama, und erneut: zusammen lachen... immer, immer gibt es etwas, das mich fasziniert, mich fesselt, auch an diesen Ort.
Die Zeit fliegt und lacht mich aus, wenn sie mein Gesicht sieht, während ich festelle, dass ein weiterer Monat herum ist.
Ich glaube, Voraussetzung dafür, dass man sich dermaßen über alles Mögliche freut, ist, dass man sich wahrlich bewusst macht, was man hier erlebt und dass es, ja doch, wirklich einzigartig ist. Wobei ich mir auch gar nich vorstellen kann, dass es so viele Personen gibt, die nicht mit wacheren Augen leben und beobachten, wenn sie in einem anderen Land leben. Auf alle Fälle nicht in der allerersten Zeit.. oder?
Ich hoffe, trotz der - bereits schon eingetretenen - Gewöhnung an das Leben hier, werde ich das; definiere "das".. diese Art und Weise zu sehen, nicht einbüßen!

Zu viele Menschen schauen, ohne zu sehen, reden, ohne zuzuhören.. auf dass ich niemals so sein werde!

War das nun eine dieser Textstellen, die ich in 10 Jahren noch mal lese und die mich mein früheres, naives Ich belächeln lässt? Wag es nicht, 30jährige Tine!
Oh Gott, in 10 Jahren bin ich schon 30...

DAS wiederum war jetzt so eine Textstelle und ich hab keine kleinere Schrift mehr.

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