Wednesday, February 13, 2013

Posted by mañanitas |

Jetzt ist es also doch passiert. Die kleine Europäerin mit dem empfindlichen und ungewöhnten Magen hat sich eine Magenverstimmung zugezogen, wie sie im Bilderbuche steht. Dabei hatte ich die ersten zwei Wochen überhaupt GAR keine Beschwerden! Was ich Euch deswegen nicht verschweigen kann - ich habe etwas unglaublich Dummes und Leichtsinniges getan: Essen von der Strasse gekauft. So ein Teigding, mit Pudding gefüllt. Ja ich weiss, absolutes Touristen-No-Go. Wahrscheinlich habe ich mich schon zu eingelebt gefühlt, was ja auch eiiigentlich was Positives an sich hat. Weniger positiv war da der gestrige Tag bzw die letzte Nacht, die ich wahrscheinlich nur wegen der in Facebook dauerpräsenten, eigentlich an ihrem Essay arbeitenden, Anne ueberstanden habe. (I looove you!)
Sollte dann, in meinem Viertel in Mexiko-Stadt zu einer Ärztin gehen, ich sag Euch, die Praxis.. Als ich das erste Mal so eine gesehen habe, dachte ich mir "Da gehst du niemals rein, egal wie krank du bist!" Soviel dazu. Der mich am meisten tröstende Satz, den ich gestern gedanklich nachhaltig repetierte, war: "Muss man auch mal erlebt haben!" Ich möchte Euch die ganzen Details ansonsten auch ganz gern ersparen, nur so viel: Es befinden sich jetzt Woerter wie "náusea", "vomitar", "mareos" oder "desintoxicar" auch in meinem spanischen Wortschatz.
Heute Morgen wurde ich dann, wieder mal wie die First Lady - immer wieder ein unangenehmes Gefühl - vom Fahrer abgeholt, der mich zum Doktor, oder genauer gesagt.. ins Krankenhaus fuhr. Stellte sich heraus, der Gute hätte auch genauso Krankenwagenfahrer werden koennen. Mann, ist der gedüst. So langsam glaube ich, ich muss gar keine der Achterbahnen von Mexiko-Stadt mehr ausprobieren..
Im Krankenhaus arbeitet nämlich meine Gastmama als Ärztin. Find ich natürlich ganz schön cool, diesen Fakt. Nachdem mich ein anderer Doktor begutachtet hatte, dem ich, wenn es vielleicht auch nicht ganz korrekt von mir ist, weit mehr vertraute als der Ärztin in Tlahuac, lautete das Resultat: total dehydriert, die "Christin Tschaild". Da habe ich glatt mal eine Infusion verordnet bekommen. Wollte schon immer mal wissen, wie sich so eine Infusionsnadel in der Hand anfuehlt (doof) und diese krankenhaustypischen Pflegenachthemden, die kleiden ja auch ungemein. Zusaetzlich hab ich noch einiges an Antibiotika eingefloesst bekommen, die mich reichlich benebelt, aber auch ihr gutes Werk getan haben. Nach 2-3 Stunden Doesen und Wasseraufnahme durch meine Venen konnte ich sogar wieder etwas zu mir nehmen, ohne ..naja, restlos alles wieder loszuwerden halt.
Momentan bin ich also wieder bei meiner Gastfamilie. Sie kümmern sich wirklich rührend um mich, zusätzlich kennt sich meine Gastmama eben, selbsterklärend, auch sehr gut aus. Nun werde ich die Woche weiterhin noch ein paar meinen Magen beruhigende Medikamente zu mir nehmen, nicht viel ausser gekochtem Obst und Gemüse, sowie Toast essen und mich auskurieren. Mich ärgert das Ganze schon ziemlich, ich hätte nämlich morgen endlich mit dem Unterrichten angefangen. Aber na gut. Lo hecho está hecho. Und pacienca pacienca, ich habe hier noch soooo viele Monate.
Das erstmal als Zwischeninfo. Habe nämlich ursprünglich vorgehabt, Euch von meinem geniaaalen Ausflug mit meiner Gastfamilie letztes Wochenende zu erzählen (wo es auch diese heuchlerischen Teigbällchen gab) und tonnenweise Fotos hochzuladen. Aber das muss/ihr müsst, erstmal noch etwas warten, wegen meines Energiehaushalts und weil mir mein eigener Laptop fehlt.

Bis bald und.. bleibt gesund!! :)

Wednesday, February 6, 2013

Posted by mañanitas |

Ich weiß nicht, wieso, weshalb, warum, aber es haben sich bereits schon über 1000 Leute auf meinem Blog rumgetrieben! Wobei ich mir sicher bin, dass viele sofort wieder von dannen zogen, vor allem, weil mir meine Statistik zeigt – höhö bei diesem Nebensatz müsste ich direkt meine Brille aufsetzen - dass viele Besucher aus den USA und Mexiko stammen, von denen wiederum die Mehrheit kein Deutsch lesen können dürfte. Welch Mysterium!
Wie dem auch sei. Da sich dann doch durchaus geduldige Leser unter euch befinden, die tatsächlich ganze Beiträge von mir lesen, kommt hiiier der nächste Stoff!

Gestern fand endlich die Geburtstags-fiesta für den presidente des casa hogars statt. “Endlich”, weil mir die ganzen Proben für Besagtes weniger endlich vorkamen. Das Programm der Mädchen bestand aus dem überaus traditionellen Lied “Las mañanitas”; zweien, nicht minder traditionellen, Tänzen, und einer Art Gedicht, das sie im Chor vortrugen.
Als ich das erste Mal erlebte, wie sie die mañanitas mit der madre übten, fand ich das dermaßen süß, dass ich am liebsten kurz für 20 Minuten unterbrochen hätte, um jeder kleinen chiquita einzeln in die Wange zu knuffen. Diese goldigen Kinderstimmen und dann auch noch alles in Spanisch. Hihihi. Auch die nächsten - an dieser Stelle sei gesagt, dass sämtliche der folgenden numerischen Angaben keineswegs übertrieben sind - 7 Male Üben an diesem Tag haben mein Gemüt erfreut. Am nächsten Tag wieder dasselbe, hat mich gefreut, als sie anfingen. Aber, es musste ja alles sitzen für den werten Herrn, das bedeutete ..sie haben das ungefähr 20 Mal hintereinander singen müssen!!! Und am nächsten Tag auch, und den DARAUF auch! Und.. ja den darauf ebenfalls. Am Freitag nicht nur 20, sondern 25 Mal, denn übers Wochenende gehen sie ja zu ihren Verwandten. Eine strenge Lehrerin hat die sonst so humorvolle madre abgegeben. Allerdings habe ich bemerkt, wie sie an einer von den Mädchen sehr gut umgesetzten Stelle, anhaltend lächeln musste, genauso wie ich.
Ähnlich hat es sich mit den Tänzen verhalten, einer wurde von den kleinen, der andere von den größeren getanzt (die jeweils pausierenden drängten sich zu mir auf die Bank und kämpften um meine Hände, Bewegungsfreiheit nicht gegeben.“¡tranquila tranquila!”). Und diese wurden auch so stark verfestigt wie nur möglich, mit so vielen Übungsdurchgängen wie möglich eben. Zunächst war ich wieder ganz verzaubert, dann schwappte das langsam in Mitleid um. Zumal sie nicht besser zu werden schienen. Der eine Tanz beinhaltete verdammt viele Drehungen – jedoch drehte sich die eine mal nach links, während die andere nach rechts stolperte; von der (A)Synchronität des Ganzen will ich gar nicht sprechen. Knuffelfaktor 2000, Seriosität 0. Die Lieder hatten leider einen etwas nervigen Charakter, obwohl das bestimmt bei jedem Lied der Fall gewesen wäre, nach so vielen Wiederholungen.
Die rezitierte Poesie hat mir gut gefallen, es hat toll gepasst zu dem Sinn des Heims, soweit ich das beurteilen kann. Was das Auftreten anging, mussten die Mädchen einer Kür folgen. Eingespielt wurde währenddessen Musik, begleitet von einem meiner bescheidenen Meinung nach ziemlich unpassenden Saxofon (wenn Saxofon auch noch so schön ist).

Am großen Tag waren sie alle fein gekleidet und ein wenig nervös. Aber es hat alles hingehauen, mas o menos! Der eine Tanz war halt nach wie vor.. mehr süß, als ästhetisch. Doch es war sehr schön anzusehen. Langsam denke ich, die Leute müssen glauben, mein Gegrinse ist anatomisch bedingt, ich kann einfach nicht damit aufhören, wenn ich die Kleinen so sehe. Ich wurde während der ganzen Veranstaltung viiielen Leuten vorgestellt, ich habe es aber auch hinbekommen, längere Konversationen zu führen, bei denen ich mich nicht wie der aaabsolute Amateur gefühlt habe. Überhaupt gibt es zum Glück langsam seltener diese Situationen, in denen mich Menschen anschauen, als würde ich sonst was reden, nur eben nicht ihre Sprache. Das Essen war natürlich, aus dem festlichen Anlass, sehr köstlich. Jaa, der Post folgt noch..

Es folgt nun ein kleiner Themenumschwung.
SCH**** verdammt noch mal, ein Riesendreck ist das! Ich hab am Wochenende das erste Mal meine Wäsche gewaschen. Es mussten dran glauben: drei Hosen (Mama! Die gute beige!), mein Hemd von Stradivarius :(, ein T-Shirt, ein Pullover (zum Glück nicht my only red sweat!), und zwei Teile meiner Unterwäsche sehen nun etwas, ähm. “aufregender” aus, als zuvor.
Die Tragödie.
Wieso befindet sich das Waschmittel für weiße Wäsche auch in einem grünen Behälter! Und wieso haben sie überhaupt viel mehr Waschmittel blanco, als das für farbige Wäsche? Naja, also es ist jetzt halt alles etwas verfärbt. Meine eine Jeans sieht jetzt aus, wie die meiner besten Freundin (Schnucki, die Kuh- bzw. Wolkenhose), die ich.. um ehrlich zu sein noch nie leiden konnte. Weißt du ja ;)
Eine andere besitzt nun Flecken, welche die Hose so aussehen lassen, als würde sie permanent von der Sonne geküsst. Na gut, man könnte es auch für Sabber halten. Aber auch alles egal, so was kann man ersetzen.
Jorge und Caro. No me mates :D
Da traf es sich mehr als gut, dass der Safari-Flop mit Caro auf einem “Missverständnis” beruhte und wir die Sache klärten. Auf der Feier wusste ich nicht recht, ob ich sie darauf ansprechen sollte.
Sobald wir aber das erste Mal allein waren - und bevor ich mir eben dieser Tatsache überhaupt bewusst war - kam auch schon sofort ein “Du hast mich nicht angerufen!!!”, woraufhin ich sagte “doch, richtig oft!!!” und sie “aber mein Telefon hat nicht geklingelt, ich saß ewig davor!!!”, ich “kann nicht sein, ich habe Freitag und Samstag mehrere Male angerufen!!!” und sie “aber ich hab gewartet, es kam nichts!!!”, außerdem bediente sie sich einiger Gesten der Traurigkeit (Tränen, die die Wange runterkullern). Amüsant war auch, als ich zugab, dass ich sie sogar schon auf Facebook (auf die umständlichste Weise) gesucht hatte, dass sie aufgeregt erwiderte, sie genauso!(!!) Tjaja, es war irgendwie genauso schade, wie lustig.
Ja miten so im Kaufhaus saß der da so herum.
Hab ich doch gleich mal die Touristin herausgekehrt.

Um dieses Versäumnis zu kompensieren, nahm sie mich an dem Tag noch mit ihr und ihrem Freund zum Einkaufen, in den Galerias guapas, wo ich wiederum eine Hose, eine neue Bluse – ich war ja versucht, hineinzuschlüpfen, mich zu fotografieren, einen Vintage-Filter rüberzutun und es in fashion blog manière und mit Duckface (ja Jojo, fühl dich angesprochen..) zu posten ;) - eine Schlafhose und Kontaktlinsenflüssigkeit kaufte.
Nur ein sehr typisches Bild, aufgenommen in meiner Umgebung. Weihnachten feiert
man hier übrigens am 1. Februar! Höhö, schlechter Scherz.
Von Caros Dach aus hat man einen kleinen Ausblick auf Mexiko-Stadt. Klein, weil
es wirklich nur ein miiiini Teil von dieser monströsen Stadt ist.
Vom Kaufhaus aus. Ich mag die Ansicht der Berge hierdrauf sehr.

War schon angenehm, mal rauszukommen und es war auch wirklich witzig mit den Beiden. :)
Gleichwohl hab ich tatsächlich angefangen, die niñas zu vermissen! Dafür umso schöner, sie dann alle wiederzusehen, die Rabauken. Oh je, ich bin bereits weicher als jeder Marshmallow..
Heute kam außerdem die vierte madre, die letzte im Bunde, an. Hat sich herausgestellt, dass sich die anderen madres den Spaß erlaubt haben, mich zu verarschen! Sie behaupteten, sie wäre die älteste von allen und 60 oder so. Ich habe es wirklich nicht falsch verstanden, 100%ig. Nee, sie fanden es alle nur zu witzig, als ich dann festgestellt hab, dass sie mit Abstand die jüngste ist. Gleichzeitig ist sie seeehr doll kicherig, und sie redet viel. Sehr viel. Wirklich viel. Aber sie scheint mir ein liebenswertes Persönchen zu sein. 


Natürlich gäbe es wieder viiiiiiiiiiel mehr zu erzählen, aber ich hab beschlossen, etwas zu selektieren, gerade um die Detailverliebtheit beibehalten zu können.
Achso, und seid doch so lieb und gebt mir bitte mal ein Feedback zum neuesten Accessoire, dem Musikplayer!

In diesem Sinne eine harmonische Woche für Euch :D

Sunday, February 3, 2013

Posted by mañanitas |
Mein zweites Wochenende in México und mein erstes im Casa Hogar! Eigentlich wollte ich mehr so an den letzten Beitrag anknüpfen, jedoch siegt der Drang, von den frischesten Erlebnissen zu berichten. Damit die ursprüngliche Idee aber nicht ganz auf der Strecke bleibt:
Ein Bild von meiner puerta! Die Mädels haben mir noch zwei andere Willkommensbilder
gemalt, die im Esszimmer hängen. Und später hab ich erfahren, dass es noch ein weiteres,
viiiiiiiel größeres gab; das hat aber, zur tiefen Erschütterung der Mädchen, der Hund gefressen.
Kein Scherz.


Der gefräßige Übeltäter. Übeltäterin, um genau zu sein.
Sie hört auf den Namen Estrella (=Stern)
 
Aber nun zu meinem Samstag. Eigentlich dachte ich, ich würde auf Safari gehen. Tatsächlich, ich meine nicht den Web-Browser, sondern diese Sache, die mit wilden, exotischen Tieren zu tun hat! Ich habe nämlich vor.. drei Tagen, glaube ich, Carolina näher kennengelernt, welche 21 Jahre alt (in meinem Alter, juhu!) und auch jeden Tag ein paar Stunden hier ist. :) sie studiert so etwas wie Lehramt. Und für die fiesta am Montag, die für den Gründer des Heims stattfindet und für die sie hier alle wie die Besessenen Tänze und Lieder üben, weshalb das auch einen Extra-Post verdient, haben wir zusammen zwei Plakate kreiert. Jap, es ist wahr, ich hab gemalt, ich habe sie gewarnt, dass ich talentlos bin , sie wollte es trotzdem. Und die Plakate sind wunderschön geworden!!! Dabei haben wir jedenfalls auch geredet, und ähm geschrieben. Ja, es kamen Sachen auf, da hat es sich einfach angeboten, den Laptop und Google Translate zu nutzen :D unter Anderem habe ich ihr auch erklärt, wie sich das für mich an diesem Wochenende verhält, dass ich da bleiben muss etc. und da lud sie mich zu sich und auf Safari-Tour ein. Fragt mich nicht, was daraus wurde, ich weiß es auch nicht genau. Ich hab sie zwar nochmal nach ihrer Nummer gefragt und sie am Freitag mehrmals angerufen, aber.. nada. Wer weiß, vielleicht hat sie sich doch fürs Ausschlafen entschieden, was ich ihr nicht mal übel nähme, da sie wirklich eingespannt ist, von der Uni. Oder vielleicht hat uns das gemeinsame in-Bäumen-stecken gebliebene-Bälle-und-Taschen-mit-Steinen-und-anderen-Bällen,-die-wiederum-ebenfalls-stecken-bleiben,-von-dort-Herunterholen doch nicht so sehr verbunden, wie ich dachte. Uns wurde auch oft genug gesagt, dass viele Mexikaner Konflikten, oder eben so was, eher aus dem Weg gehen, als offen zu sagen, was Sache ist. Aber! - das ist nicht blöd oder doof, sondern nur anders.

Alles auch halb so wild - hihihi, wortwitzig, wegen der Safari-Sache! - da ich abends noch mit einer der Madres „Brot“ (das Essen hier beansprucht auch einen eigenen Post) kaufen war und sie mir angeboten hat, mit auf eine Geburtstagsfeier nach Chalco, einem kleineren Dorf im Westen Mexiko-Stadts zu kommen. Geburtstagsfeier einer Nonne, das heißt.. die Gäste, das sind auch alles Nonnen. Aber natürlich lasse ich mir keine Gelegenheit des Eindrücke-Sammelns entgehen! Mich hat's auch echt interessiert, und ganz allein im casa bleiben, das wollte ich auch nicht unbedingt.
So ging es morgens nach dem Frühstück – oh ja ich freue mich schon auf den Beitrag übers Essen – auch schon los, zu dritt. Ich kenne im Übrigen nur drei der vier madres; nämlich ist eine gerade besonders fleißig am Studieren. Ich behauptete (Konjunktiv II und nicht Präteritum) zwar ohne Weiteres, dass die drei eine makellose Einheit bildeten, allerdings gehe ich schon davon aus, dass alles nochmal einen ganz anderen Flair hat, wenn die vierte auch dabei ist. Naja, und am heutigen Tag war eine der anderen drei ebenfalls verhindert, das bedeutet, wie gehabt, wir waren zu dritt.

Zuerst nahmen wir ein Taxi, dann stiegen wir an einer.. Busstation? ja, ich denke, man kann es schon so nennen, aus. Wir fuhren mit einem Gefährt, das ungefähr so aussah.

Meine Kamera wollte ich nicht mitnehmen, da ich ohnehin wie ein Tourist aussehe. In dieser Umgebung hab ich bisher glaube ich noch niemanden mit blonden Haaren oder blauen Augen gesehen. Die an sich nicht allzu störenden Blicke ignoriere ich aber, und zu mehr kommt es auch nicht, wenn die madres an meiner Seite sind. Auf dem etwas längeren Weg erstreckten sich verschiedene Seen mit (lebenden) Enten und unfern waren die Berge zu sehen. Richtig schön. Naja, ohne den vielen Müll selbsterklärend noch viel schöner.. ansonsten gab es noch viele, hm doch, schon sehr heruntergekommende Häuschen. Besonders die Läden wirken nicht sonderlich attraktiv (auf mich). Außerdem ist es schon ziemlich ironisch, wenn in einem Geschäft, das Türen verkauft, selbst nicht mal vernünftige Türen eingebaut sind. Und mir tut es weh, wenn ich schlafende Kinder oder Streunerhunde sehe.. Aber gut, was soll man machen, das sind die Verhältnisse. Nichtsdestotrotz behielt das meiste seinen ganz eigenen Charme. Die Fahrt verging aufgrund meiner neugierigen Beobachtungen sehr schnell. Nach einer kleinen Laufstrecke und dem Versuch, Wasserstoffperoxid für meine Kontaktlinsen zu kaufen – erstmal unwesentlich, kamen wir im Colegio an, wo sich die Feier abspielen sollte.

EIN GLÜCK BIN ICH DA HIN GEGANGEN! Anfangs war noch nicht viel los, wir luden unsere Sachen ab und ich erfuhr, was uns noch so erwarten würde. Unter anderem.. traditionelle, mexikanische Tänze! :) und der religiöse Teil sollte auch nicht zu kurz kommen.

Das Geburtstagskind heißt Rosa oder eben auch Rosíta.
Die monjas trudelten nach und nach ein, ich wurde so gut wie.. ach ich glaube allen vorgestellt – ca. 30 an der Zahl! - darunter auch der Geburtstagsnonne. Ein paar haben mich gefragt, ob ich vorhätte, zum Kreis dazuzustoßen und eine „monjita“ (=“Nönnchen“, „Nönnlein“) zu werden. Ähm. „Poco probable“ (=unwahrscheinlich) war meine ehrliche, wenn auch vorsichtig geäußerte Antwort. War ohnedies alles eher lustig gemeint :D
Dann ging es auch schon los – mit einer Art Gebetsrunde. Achso, zuvor fragte ich mich eine meiner madres, welche Religion ich eigentlich hätte. Oh Mist, die hatten meine 20seitige AFS-Bewerbung anscheinend nie zu Gesicht bekommen. Ein bisschen nervös sagte ich, dass ich konfessionslos bin, keine „religiöse Erziehung“ erfahren habe. Die madre erwiderte nur, dass sie nur frage, weil ich ja nicht an allem teilnehmen müsse, falls ich mich nicht wohl fühlte. Ich sagte, dass es mich sehr interessiere und ob ich zuschauen dürfe, was sie auch bejahte. Puh, damit war das also auch geklärt. Die „Gebetsrunde“ im Kapellenraum, so nenn ich das mal, bestand aus mehreren Lesungen aus dem (neuen? alten? Oh Mann ich bin so unwissend, was das angeht..) Testament und .. Liedern! Warum ich dieses Ausrufezeichen setze? Weil die mich wahnsinnig berührt, sogar gerührt haben, sooogaar.. kann ich das zugeben? - fast zu Tränen. Da es aber garantiert ein wenig merkwürdig gewesen wäre, wenn die Deutsche in der Ecke da auf einmal anfängt, zu heulen, hab ich mich zusammengerissen. Doch natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, später nach dem Namen des ersten Liedes, das mir am besten gefiel (muss auch sagen, dass die Gitarrensaiten von Mal zu Mal falscher gestimmt waren), zu fragen :) eventuell möchte ich das mit den niñas singen. Das was ich von den lecturas verstanden habe, hat mir auch gut gefallen. Zum Schluss gab man sich die Hand und wünschte sich Frieden.

Anschließend wurde, nach Abstimmung, was zuerst geschehen sollte („comiiidaaaaa“) gegessen. Alles sehr witzig. Ach, darauf bin ich noch gar nicht eingegangen. Die Nonnen sind nicht so, wie ihr sie euch vielleicht vorstellt. Das sag ich, weil ich mich auch getäuscht habe. Sie sind zwar fein und ein wenig fromm gekleidet – Bluse und Rock, außerdem allesamt kurze Haare, allerdings nicht in einer schwarzen Robe. Und sie lachen und spaßen verdammt viel herum. Meine madres im casa hogar sind, neben der Tatsache, dass sie unglaublich lieb zu mir sind, wirkliche Scherzkekse. Und abends, da wird auch schon mal eine Telenovela geschaut. Ein Beispiel. In einer Szene findet eine Frau irgendein komisches Bild von sich im Computer von jemand Anderem (weitere, sowieso irrelevante Hintergründe kenne ich nicht) und ruft, tief erschrocken darüber, jemanden an. Da sagt eine der madres: „Va a morir.“ = „die wird sterben“, obwohl, mehr so in einem Ton, der übersetzt hieße „joa, die wird abkratzen.“ Tatsächlich wurde sie direkt danach erst mal entführt. Gut durchschaut. Wie meine Mama einen Tatort, nach 10 Minuten. Haha, und wie die Direktorin, gleichermaßen madre, mit Estrella umgeht, das ist nicht zu glauben. Sie stupst den Hund an, der „stupst“ zurück, sie schreit. Nein kichert. Nein kreischt. Alles zusammen! Oder sie rennt vor ihr weg, sie hinterher, auch alles unter hysterischem Kichern, lauter als jede der 35 niñas.
Doch zurück zum Partygeschehen. Nach dem Essen ging das Programm weiter. Reden, Gesänge und Tänze, inklusive Massen an Freundlich- und Herzlichkeit. Ich bin ziemlich sicher, dass ich die ganze Zeit über nur gelächelt habe. Ich hab leider nicht die besten Teile der Tänze eingefangen, ich hatte auch nur begrenzten Speicher, sodass auf einmal Ende war, konnte irgendwann auch nichts mehr löschen. Und zur unwürdigen Qualität.. 2 Megapixel-LG-Handy.
Auch bewegend war die Runde, in der jede madre/hermana einer anderen ein weißes Band überreichte, mit Worten der Begründung. Manchmal waren sie auch etwas unsicher, eine leitete mit den Worten ein: „Bueno. Aquí estoy..“ („Gut. Hier bin ich.“) Also ungefähr so, wie ich es getan hätte. Ach war das alles niedlich.
Die 5 Gitarristinnen/Sängerinnen
Zum Schluss, para concluir, zelebrierte man den Akt der Piñata. Eine Art bunte Kugel, gefüllt mit Süßigkeiten, auf die man so richtig eindreschen muss, damit sie platzt und die Süßigkeiten herauspurzeln. Gleichzeitig wird anfeuernd gesungen. Der Reihe nach wurde also mit einem Stock raufgedroschen. Der erste brach entzwei, das Gelächter war groß. Als sie dann schließlich doch platzte, stürzten sich alle über die Jahre noch in Form gebliebene hermanas auf die Süßigkeiten. Was das für ein Anblick war!!!
Danach wäre wahrscheinlich Schluss gewesen, doch die Meute verspürte noch Lust, zu tanzen. Nicht soo viele, doch noch einige, schwangen folglich das Tanzbein. DANACH aber war Ende. Ich schaute auf die Uhr und konnte gar nicht glauben, dass es schon 18 Uhr war (wir kamen ungefähr gegen 11.30 Uhr an.)

Der Rückweg gestaltete sich insofern anders, als wir den zweiten Teil der Strecke zuerst nicht mit einem Taxi, sondern einem zweiten, größeren Bus zurücklegten. ..Schon die Anfahrt ließ mich, assoziativ, ein Gespräch mit der madre über die beiden großen Achterbahnen/Freizeitparks von Mexiko-Stadt beginnen. Ihr versteht schon. Man steigt übrigens in den Bus dazu, indem man ihn anhält (außer, man steigt, wie wir, an der Anfangsstation ein). Man steigt ebenfalls aus, wo man will, man muss bloß drücken. Der Bus steht für eine Sekunde, öffnet die Türen, man springt raus. Die Tür geht dann auch nicht zwingend wieder zu. Begleitet wird die Busfahrt von einem an Lautsprecher angeschlossen MP3-Player, der Salsa-rhythmus-artige Musik (oh ja da spricht der Profi aus mir) wiedergibt. Wieder kann ich nur sagen.. hat irgendwie Charme. Für den Rest des Weges nahmen wir wieder ein Taxi uuuuuuuuund da waren wir, ganz schön erschöpft.
Wir aßen noch ein bisschen zusammen, ich bedankte mich herzlich dafür, dass sie mich mitgenommen hatten. Sie antworteten nur: de nada, ich bin jetzt hier, also bin ich auch ein Teil der ganzen Familie.

Friday, February 1, 2013

Posted by mañanitas |

Mir ist bewusst, dass sich das Ganze „Blog“ und nicht „Roman“ nennt; dennoch muss ich in diesem Beitrag MÄCHTIG viel loswerden, da es nun endlich um das gehen wird, das mich bisher am meisten bewegt hat und bewegen wird. Meine Arbeit im Casa Hogar.

Wie bereits angedeutet, hatte meine Gastmutter so einige Bedenken, was den Transport nach Tláhuac, dem Viertel von Mexiko-Stadt, in dem das Heim gelegen ist, sowie.. der Ortschaft an sich angeht. Ich sei sehr hübsch (Ansichtssache, in diesem Fall die mexikanische) und noch sehr jung und sie mache sich Sorgen wegen „Leuten mit schlechten Absichten“, allerdings müsste ich, um dorthin zu kommen, mit allen erdenklichen Vekehrsmitteln fahren (Bus, Metrobus, Tram, Taxi).
Die Gefährdung, nicht in dem Projekt, auf das ich mich bereits so lange freute, arbeiten zu können spürend , versuchte ich - auf Spanisch - zu formulieren, dass der soziale Freiwilligendienst der Grund sei, warum ich nach Mexiko gekommen bin. Wir lösten das Problem, indem sie die Direktorin anrief, ein Gespräch, das ich gebannter als den Film „The Sixth Sense“ (und DAS will was heißen!!!) verfolgte. Als Resultat hat sie sich beruhigen können, 1. sei nicht das ganze Viertel so gefährlich und 2. verließe ich das Heim sowieso nicht (..nicht ganz, aber dazu später). Trotzdem würde mich der Chauffeur bringen. Okay!

Am Montag also, es sollte 9 Uhr losgehen, wir fuhren aber schon HALB 9 ab, kaum zu fassen, brachte der Chauffeur zuerst den Gastpapa zur Arbeit, dann Bow zu ihrer vom Urlaub zurückgekehrten Gastfamilie – problemaaaatisch war das, die Straße zu finden – und schließlich ging es ab nach Tláhuac.. dass im Verkehr Mexiko-Stadts Blinker am Auto, durchgezogene Linien oder manchmal auch rote Ampeln nur Deko sind und man die Fahrt, aufgrund der Fahrweise, auch als Film in einem 4D-Kino zeigen könnte, ist eigentlich kein Geheimnis. Was mich jedoch immer noch erschreckt, sind Polizeiwägen, auf deren Ladefläche Polizisten mit ihrem geladenen Gewehr stehen. Ich meine, klar, sie sind zum Schutz da, aber ich persönlich komme nicht ganz drum herum, mir Gedanken darüber zu machen, was eben diesen Schutz erfordert (Mama und Papa – entschuldigt, keine Sorgen machen!) Ansonsten – schöne Fahrt! Irgendwie. Bei den zu diesem Zeitpunkt aktuellen Spanischkenntnissen (dazu auch noch später..) kostete es mich immer noch sowohl Überwindung, als auch Überlegung, einen Satz zu formulieren, ich fragte aber trotzdem irgendwann mal nach, ob auf dem eingestellten Sender nur geredet oder auch Musik gespielt würde. Er erklärte mir, er höre das, um über die gegenwärtige Situation des Straßenverkehrs Bescheid zu wissen. Da wir uns aber schon auf der Hauptstraße nach Tláhuac befanden, benötigte er das nicht mehr und schaltete um.
Und dann.. ich weiß nicht, vielleicht lag es daran, dass die Sonne gerade herauskam (sodass kurz danach sogar die Klimaanlage angeschaltete werden musste) oder an dem Lied von Crowded House, das ich so mag, und dass der Fahrer es lauter stellte, als ich (nach erneuter reichlicher Überwindung) äußerte dass ich es mag, ABER: Mir wurde DERmaßen warm ums Herz in diesem Moment. Was hatte ich für ein Glück, diese Möglichkeit zu haben, hier in Mexiko zu leben und zu arbeiten und das auch noch für einen guten Zweck. Den Rest der Fahrt schaute ich mich viel um, und ging im Kopf nochmal durch, was ich sagen wollte, um mich den niñas vorzustellen. 

Angekommen, (allerdings zunächst erstmal schnurstracks vorbeigefahren), half mir der nette Fahrer, für den ich mittlerweile viel Sympathie empfand, meine sieben..tausend Sachen auszuladen. Von außen, muss ich sagen, sieht das casa hogar nicht sonderlich einladend aus. Innen ist hingegen alles ganz anders, allein durch die Atmosphäre (ratet mal! – dazu später. Sogar gleich!). Der Chauffeur kam noch mit herein, um mit den Monjas zu reden. Achso! Fast vergessen. Zwischeninfo: im Heim leben 4 Nonnen (monjas, oder, von den Mädchen, madres genannt), eine davon ist die Direktorin. Ich gab mein breitestes Lächeln zum Besten, was mir auch nicht sonderlich schwerfiel, da ich ja tatsächlich total positiv-aufgeregt war.
Nachdem ich alle begrüßt hatte, tat ich etwas total Offensichtliches... Ich fragte erstmal nach dem Bad. Ich mein, 2 ½ Stunden Fahrt, das ist halt so! Wenn man aus dem einen Teil des Gebäudes herausgeht, ist man sofort im Hof, wo sich auch bereits meehrere der niñas aufhielten, denen ich aber verschüchterterweise nur einen flüchtigen Blick zuwarf.
Als ich zurückkam (bitte nicht denken, dass so viel Zeit vergangen war :P), hatten sich alle Mädchen in Reih und Glied im Esszimmer versammelt, aufgestellt hinter ihren Bänken. Hatte ich geschrieben, dass mir auf der Hinfahrt warm ums Herz wurde? Was kann ich sagen, in diesem Moment wurde mir ebenfalls warm um die Niere, Leber und in ausnahmslos allen Arterien und Venen. Gott, war das herz- nein, organerweichend!!! Wie sie alle (35!!) verlegen und geniert gen Boden schauten, während sie mich im Chor nicht nur begrüßten, sondern quasi eine ganze Rede hielten. Alles ziemlich diszipliniert, aber irgendwie doch natürlich. Danach sagte jede, die wollte (..okay, vielleicht wurde es ihnen im Vorfeld auch aufgetragen :D) und sich meldete noch etwas. Ich versuchte so viel wie möglich zu verstehen, alles ging in Richtung „wir hoffen, dass du dich wohlfühlst“, „wir werden uns bemühen, uns immer gut zu benehmen“, „wir möchten, dass es dir hier gefällt“ etc etc. Oh Mann, ich war hin und weg, und sagte ständig bloß „muchas gracias“. Außerdem erbat ich das Wort, um zu sagen, dass ich zwar nicht alles verstehen könne, ich jedoch das, was ich auffassen kann, sehr nett (ja mir ist tatsächlich nichts Besseres als 'simpático' eingefallen..) fände, und, um mich anschließend doch noch vorzustellen. Ungefähr die Hälfte von meinem Zurechtgelegten hab ich natürlich vergessen. Aber der Wille ist es, der zählt, nicht wahr!
Die madres nickten mir ermutigend zu, die Mädchen traten ab. Also, man kann es wirklich als Abtreten bezeichnen. Danach saß ich mit den einer der madres am Tisch (die anderen gingen außer Haus) und wir redeten.. mehr oder weniger. Puh, zu Beginn war alles ziemlich hart mit dem Spanisch. Hunderte Male nachfragen, eigene Gedanken überhaupt nicht äußern können.. Inzwischen denke ich nicht jedes einzelne Mal nach, bevor ich etwas sagte, oft zwar, natürlich, vor allem wenn ich mit den madres spreche und komplexere Sachverhalte anspreche, aber gegenüber den Mädels flutschen schon viele Wendungen einfach so aus mir heraus. Was mich erstaunt, ist, dass ich mich gar nicht so sehr daran störe, mich nicht, wie im Deutschen, gewählt (im wörtlichen Sinne, die Auswahl haben) artikulieren zu können. In den hintersten Ecken des eigenen Gehirns nach Wörtern zu suchen, die man bisher wahrscheinlich nur einmal gehört hat, ist ja auch eine wunderbare Herausforderung für sich :D
Aber weiter zu meinem ersten Tag im Heim. Madre Lulú gab mir eine kleine Führung, und da es sich dabei ums Zeigen dreht, verstand ich auch alles. War trotzdem ganz schön angespannt und unsicher. Allerdings natürlich immer freundlich bleibend! Gut. Die niñas waren im Unterricht und ich saß da also mit der madre. Wieder mal Mut zusammennehmend, fragte ich, ob sie auch Gitarren da hätten (wusste ich bereits.. dazu .. ein Andermal.), woraufhin wir zusammen eine holten. Nachdem ich sie kurz gestimmt hatte.. hach.. was soll ich sagen. Home is, where the guitar is. Na gut, nicht wirklich. Aber es tat einfach wirklich gut.

Nun zu dem Allerwesentlichsten. Die erste wahrhaftige Begegnung mit den niñas. Und zwar gab es, um 13 Uhr, Mittagessen und ich half beim Austeilen. Ich wurde mit wahnsinnig vielen Fragen bombardiert: Bin ich Deutsche und wie alt bin ich (wieso habe ich auch gerade das bei der Vorstellung vergessen..), hab ich mir die Haare gefärbt, wie möchte ich mein Baby nennen (wtf?) … etc. Außerdem wurde ich angefleht, mich doch zu ihnen zu setzen, allerdings verneinte die madre dies, nachdem ich sie fragte. Also setzten sie ihr Interview einfach fort, indem sie sich (wie ich inzwischen einschätzen kann) besonders oft Essen nachholten. Nach dem Essen half ich beim Abwasch, und da kamen dann endgültig alle zu mir.
Von der anfänglichen Distanz war kaum noch etwas zu spüren. Kleine Engelchen, die mich permanent beäugten und anlächelten, mir zuwinkten und mich weiter mit Fragen löchterten. Die ganze Knuddelei, die mit zum Alltag gehört, fand auch schon ihren Beginn. Hand halten, mit Haaren rumspielen, umarmen, Küsschen geben, alles nur erdenklich Liebevolle! So was Liebenswertes, ich kann das eigentlich gar nicht in Worte fassen. Das klingt alles bestimmt furchtbar kitschig, aber es ist einfach so. Ich selbst fühle mich dermaßen geborgen hier, da fällt es mir alles Andere als schwer, ihnen das, so gut ich nur kann, zurückzugeben.
Den Tag lang gesellten sich immer wieder Scharen um mich, ich weiß, dass es typisch ist, einige von euch haben bestimmt schon andere Blogs dieser Art gelesen, aber es ist dennoch erstaunlich am eigenen Leib zu erfahren, wie sie auf so einen hellen, exotischen Menschen reagieren. „Me gusta tu pelo.“ „Me gustan tus ojos“. (Irgendwann habe ich gesagt, „a mí, me gusta TU pelo!“ hihi haben die große Augen gemacht). Andauernd kam eine kleine chiquita, um mir mit einer Zeichnung ihre Zuneigung zu beweisen. Ich hatte also keinen einzigen einsamen Moment.
Ach Mensch, ich wünschte, ihr könntet sie erleben, diese Kröten. Ich kann ihnen keinen einzigen Wunsch abschlagen, sei es Seilspringen, die Beantwortung ziemlich doofer Fragen, Vorlesen einer ZWEITEN Geschichte, Versteckespielen.. oder auch das, was sie „Manikür“ nannten (das ist jetzt über eine Stunde her und mein Gesicht trieft immer noch von der Fettcreme, die sie mir raufgeschmiert haben). Wenn ich von einem Ort, beispielsweise meinem Zimmer, zu einem anderen gehe, beispielsweise der Küche, rechne ich den normalen Weg von 1 Minute immer mal 10 → 10 Minuten, da stets ein paar oder auch mehr Racker kommen, um sich an meine Beine zu klemmen, sodass ich meistens auch nicht mehr vorwärts komme.

Ich hoffe, niemand hat mehr Bedenken, dass es mir hier nicht gut ginge, ich bin fröhlich, wenn ich aufstehe, ich bin zufrieden, wenn ich zu Bett gehe und wirklich die ganze Zeit über( )glücklich. Was noch gesagt werden muss: Unterricht gebe ich noch nicht, da ich erst alles kennenlernen soll; aus ähnlichen Gründe darf ich auch erstmal bis 8 schlafen.

Was ich am Wochenende vorhabe - meine Gastfamilie wird verreisen und ich muss am Sonntag auf jeden Fall im Heim sein, da hier Montag eine große Geburtstags-Fiesta für den Gründer des casa hogars stattfindet, daher fahre ich nicht mit – sowie alles Andere, was ich bisher aufgeschoben habe, wie z.B. den Tagesablauf hier, beschreibe ich euch dann wieder im nächsten Teil. Was das Bilderschießen angeht; mir wäre etwas unwohl dabei, Fotos von den Mädchen hochzuladen, habe überhaupt noch gar keine hier gemacht, ich denke, ich werde mich auf die Räumlichkeiten hier beschränken. Macht es gut, ich halte mich ran. Ich hoffe, mein Geschriebenes kann auch nur ein Zwanzigstel, von dem, was hier so geschieht, festhalten und ein Bild für euch schaffen. Ich bin erst seit 4 Tagen hier und habe die Kleinen schon so in mein Herz geschlossen, was wird in einem Jahr sein? 

Vamos a ver. 

Gedanke des Tages, für Ava: Egal, wohin du gehst, du wirst bemerken, dass jeder die Sprache der Liebe spricht. Gittihgitt! ;)