(verfasst am 05.07.2013, bearbeitet 09.07.2013 -
gab kein Internet. Ich armes Kind der Generation des 21. Jahrhunderts)
gab kein Internet. Ich armes Kind der Generation des 21. Jahrhunderts)
Wie ich mich auf die Ferien gefreut habe! Doch wie so Vieles hat es irgendwie diesen bittersüssen Geschmack.
Gestern
haben sich die 6. Klässlerinnen im Rahmen einer Abschlussfeier vom casa hogar verabschiedet. Wie zu jedem
diesem ähnelnden Anlass wurde gross geschmückt, die Umgebung und sich selbst
selbst. Um 9 Uhr ging’s los, ich war
jedoch die nächsten 1-2 Stunden damit beschäftigt, für zu spät kommende
Familienmitglieder die Tür aufzuschliessen, obwohl ich wirklich keinen Moment
der Zeremonie - eigentlich Programm, aber es gab diese feierlichen Elemente –
verpassen wollte. Aber na gut, ich werde hier keine verurteilenden Worte
verlieren. Am Anfang wurde mit der mexikanischen Fahne marschiert. Ich kann gar
nichts dagegen machen, ich finde das immer wieder befremdlich. Ausserdem wurden
einige Gedichte und Lieder rezitiert und gesungen und selbstverständlich durfte
das Tanzen nicht fehlen. So hinreissend in ihren traditionellen Kleidern und
ihren ..Zopfanhängen? Dafür gibt es bestimmt einen hübscher- und
professioneller klingenden Ausdruck :D jedenfalls sehr süss und mexikanisch.
Die vier
Mädels der 6. haben noch ihren eigenen Tanz aufgeführt, sehr klassisch, zunächst
einen Walzer. Anfangs, noch lange bevor der Feier, als es ans Übungen ging,
dachte ich ja, sie würden bestimmt irgendwas Poppiges tanzen und als sie mich
nach Vorschlägen gefragt haben, habe ich mich auch nach dieser Vorstellung
gerichtet, allerdings wurde alles sofort aussortiert, als der Lehrer ins Spiel
kam: glorreich. Am Schluss sollte es doch etwas Anderes sein, aber auf jeden
Fall traurig, sodass die Wahl auf “Total Eclipse Of The Heart” von Bonni Tyler fiel. "Every now and then I fall apart”, das ist schon etwas sehr melodramatisch,
aber gut, die wenigsten wird der Text wahrlich gekümmert haben.
Ach Mann, so in ihren Kleidchen und ihren aufwendigen Frisuren, sahen sie auf einmal schon
älter aus, aber meiner Meinung nach noch viiieeeel zu jung, um zu gehen. Naja,
es war eben schon ein bisschen sentimental. Ich hatte das Gefühl, sie hatten es
recht eilig, nach der Feier zu gehen. Ich hab allen vieren noch einen Brief und
eine Karte geschrieben. Auch die anderen wurden nach und nach abgeholt, um in
die Ferien zu gehen, und, ich werde es einfach mal so formulieren, klingt’s
auch noch so schmalzig, mein Herz wurde mit jedem Mal schwerer. Ich kann gar
nicht sagen, warum es sich so arg nach Abschied angefühlt hat, vielleicht war
ich schon dabei, mir meinen eigenen vorzustellen, bei denen ich mich dann von
allen, nicht nur von 4 verabschieden muss. Die Hälfte meines Aufenthalts ist
schon um, ist das zu glauben? Kann doch wirklich nicht wahr sein. Ich weiss,
die Zeit ist relativ: Eventuell kam es mir zwischendurch doch mal länger vor,
und ich habe es bloss vergessen, weil die vergangene Zeit sich im Nachhinein
wiederum kürzer anfühlt? Aber ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern,
in dem ich gedacht habe.. irgendwie etwas wie “was erst 4 Monate?“ Ein Tag ist
selten langatmig gewesen, es sei denn, ich lag noch halbkrank im Bett und musste
mich erholen. Ich weiss jedenfalls ganz genau, ich werde die mir verbleibende
Zeit gut nutzen. Überhaupt, aber eben auch mit den Mädels. Als ich gestern mein
Zimmer im Heim auf Vordermann gebracht habe, hat es mich auf einmal ganz schön
getroffen, der Ort ist eben ein komplett anderer, wenn die Mädchen dort nicht
herum springen. Ist es nicht verrückt, sich fast ein ganzes Jahr etwas zu
versprechen, an das man sich unglaublich gewöhnt, nur um sich damit den Weg zu
einem schmerzenden Abschied zu bauen? Völliger Unsinn, diese Frage, stellte ich
dann fest; da könnte man ja gleich alles Schöne lassen im Leben. Und solche
Momente, in denen dich ein – wenn auch wirklich nicht so tolles - Gefühl
plötzlich überfällt und überwältigt, die machen dich ja erst zu einem
lebendigen Menschen.
Ich mag es
schon mal geschrieben haben, vielleicht sogar mehr als einmal, aber ich bin
einfach verdammt dankbar für diese Erfahrung. Und über jeden kleinen
wunderbaren Menschen, den ich dort kennenlerne. Worum ich mir ebenfalls Sorgen
mache.. wie sie diese sehr lange Zeit bei sich zu Hause verbringen werden. Denn
nicht umsonst leben sie in der Woche in einem Internat; die für sie
Verantwortlichen haben die Zeit für sie
nicht. Ich hoffe, sie kommen alle heile zurück..
Abschied
#2, von meine lieben Gastschwester. Hach, wir zählten die Monate, Wochen und
Tage, selbstverständlich stets von hysterischen Gesten und Geräuschen
begleitet, und auf einmal war er da, der Tag, an dem ich zum Flughafen fuhr, um
sie zu verabschieden. Wie viel leichter es doch ist, selbst zu gehen, als
jemanden gehen zu sehen. Aber inzwischen weiss ich bereits, sie ist gut
angekommen, alles ist super spannend und sie fühlt sich sehr, sehr wohl bisher.
Doch zurück zu diesem Tag – meine Gasteltern waren schon recht mitgenommen. Im
Auto versuchte ich durch intensives Gequatsche über alles, was mir gerade
einfiel, die Gedanken aller ein bisschen aufzuheitern. In einer Pause stellte
irgendwann mein Gastpapa das Radio an und ich schwöre; da begann gerade ein
Lied mit der traurigsten Gitarre der Welt; der Regen prasselte auf unser Auto
und ich konnte förmlich hören, wie auch die Tropfen der Tränen meiner Gastmama
fielen. Klingt schrecklich, oder? War es aber auch in diesem Moment! Aber
irgendwie ja doch ein wenig ulkig. Mein Gastpapa stellte das Radio nach einigen
Augenblicken nämlich wieder aus und ich stellte die offensichtliche rhetorische
Frage: “Das war wirklich viiiiiel zu traurig, oder? Eine Folter.” Sie bejahten
und alle mussten wir lachen. Die Sitationskomik sei gelobt.
Ich bin nun
in das Zimmer meiner Gastschwester gezogen, (neben der allgemeinen Notwendigkeit
der Umgewöhnung – ich bin immer noch ins andere Zimmer gelaufen - fühlte es sich
zunächst wirklich komisch an), weil mein Gastbruder im August aus Lettland
zurückkommt! Meine Gasteltern werden ihn besuchen, es aber nicht versäumen,
sich einige Länder Europas anzusehen – Kreuzertour. Ziemlich cool und.. sehen wir
es ein, ein wenig dekadent auch.
Jetzt aber
erstmal vacaciooooooooneeeeees für mich!!!! Bald geht’s nach Cancún, wobei das
Beste daran ist, dass ich zwei mir so liebe Menschen wiedersehen werde! Das
wird grossartig. Ich denke aber, bis dahin werd’ ich noch 1-2 Beiträge verfassen können, die von etwas
handeln werden, was ich sowieso mal erzählen wollte, wovon ich aber von
wasweissichwas abgehalten wurde.
Macht’s
gut, ihr lieben Leserleinchens und bis bald!
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