Monday, April 29, 2013

Posted by mañanitas |

..und eine Menge Alliterationen. Ich gebe zu, letztere war ein wenig schwach. Doch worum geht es hierbei?
Uuuuum meinen Unterricht! Nach knapp einem Monat des Einlebens durfte ich anfangen, das heißt ich unterrichte nun schon seit zwei Monaten. Hätte mein Kranksein mich zwischendurch nicht ausser Gefecht gesetzt, hätte ich wahrscheinlich früher begonnen. Ich meine, lediglich mit süßen bis dämlichen Fragen bombadiert zu werden, in der Küche zu helfen und mich beim Basketballspielen mit den Kleinen vollkommen überlegen zu fühlen (bis sie dann gerechterweise zu fünft oder mehr auf mich losgehen) war natürlich nicht das Schliiiimmste, aber.. na ich wollte mich doch endlich etwas produktiver fühlen. Es stellte sich heraus, Musikunterricht neben Französisch und Deutsch lässt sich doch nicht einrichten. Denkt aber nicht, dass mich das so sehr enttäuscht hätte; denn im Sprachenunterricht bietet es sich gut an, mit Musik zu arbeiten. Ich war auf jeden Fall aufgeregt, das weiss ich noch. Zwar kannte ich die Schnuffels bis dahin schon gut, aber dennoch hatte ich Angst irgendwelchen Erwartungen (der Kinder und meinen gleichermassen) nicht zu entsprechen. Ich hatte mir überlegt, mit etwas Leichtem und möglichst Grundlegendem anzufangen, daher bereitete ich für den Deutschunterricht das ABC mit vielen, vielen Zeichnungen, die ich dann an die Tafel brachte, vor. Ausserdem legte ich grossen Wert auf das Üben der Aussprache, bei der es gewaltigt hapert. Schliesslich hängt von dieser ab, ob man in einer fremden Sprache verstanden wird. Kein Wortschatz der Welt nützt etwas mit einer sehr fehlerhaften Aussprache. Das heisst, ich stellte alles Mögliche vor: lange oder kurze Vokale, die verschiedenen Formen des "sch" ("st, "sp"), "ch" (CHemie, SpraCHe), wo und wie formt man das nicht gerollte R im Rachen... und so weiter und so fort. In Französisch stellte ich ebenfalls das Alphabet vor, allerdings nicht wie in Deutsch für jeden Laut ein Beispielwort, sondern mit einem Lied. Jaa, ich schnappte mir die erste Stunde gleich die Gitarre, damit auch ja die Spannung steigt.
Dazu ein in meinen Augen wichtiger Zwischeneinschub:
Wir haben im casa hogar, in eher unregelmässigen Abständen sogenannte "misas", also religiöse Messen mit einem "padre" - Priester, der diese in sehr angenehmer und kindgerechter Maniere gestaltet. Dabei werden, wie an dem Geburtstag der einen Nonne (solltet ihr diesen Post gelesen haben) auch, viele Lieder gesungen. Am Tag davor hat eine der madres mit den Mädchen geübt und ich habe interessiert mitgemacht. Irgendwie waren nach einiger Zeit viele der Mädchen eingeschlafen - nachts immer noch rumtoben und nicht ins Bett wollen und nachmittags wegpennen, ihr Doofis ey - und die madre kam auf die Idee, meine Stimme zu prüfen. Ich stimme dem (hach, wie ich Wortwitze vergöttere) dem zwar nicht richtig zu, aber sie bewertete sie als totaaaaaaal super: "Wie ein Engel!" (Bedeutet das mehr, wenn das aus den Mündern von Nonnen kommt?) woraufhin ich den anderen madres auch noch vorsingen sollte. Einerseits fühlte ich mich dabei wie eine neu entdeckte Tierart, andererseits ermutigte es mich zuvorkommenderweise arg für mein Vorhaben, im Unterricht auch Lieder zu singen.
Mit Gitarre das Alphabet Singen, das ging alles noch sehr gut, allerdings brachte ich ferner den Klassiker "Bonjour les amis"; das wirklich nur aus diesen drei Wörtern besteht - in Acapella. In der 3. und 4. Klasse war das sehr niedlich, wie sie sich nach meinem Vorsingen alle anschauten und dann freudig applaudierten. Ich gebe auch ganz offen zu - ich hab das geübt wie für ´ne Oskarvorstellung. Na gut, vielleicht nicht ganz. Aber es lag mir schon sehr viel daran, dass ich die Töne treffen würde. In der 5. und 6. waren sie auch eiiiinigermassen angetan, jedoch kam von ihnen ebenfalls ein "heeeeeey, schaut mal, sie wird rot!". Jaja, Instrumente zu spielen finde ich eben um einiges angenehmer, als zu singen.
Was ich gestehen muss - bisher habe ich als ein weiteres Lied nur das Sesamstrassen-Introlied in den Unterricht eingebracht. "Mein Hut, der hat 3 Ecken" stellte einen riesengrossen Misserfolg in der 3. und 4. dar. Worauf ich aber weiterhin baue, sind ganz, ganz viele visuelle Elemente. Ich konnte Zeichnen zwar nie wirklich aus tiefstem Herzen leiden - gegenüber den Kindern fällt mein fehlendes Talent jedoch nicht ganz so auf UND ich google öfter irgendwelche Comicbilder, um zu wissen, wie ich das am besten aufmale.. Und keine Sorge, ich bin ganz und gar nicht dabei, die Musik aus den Augen zu verlieren!
An einem Wochenende habe ich reichlich viele Sticker und Stempel zur Belohnung bewältiger Aufgaben besorgt, da mir gleich zu Anfang auffiel, wie sehr sie schon bei einem freundlichen Smileygesicht austicken. Allgemein bereitete ich die Klassen für die nächste Woche bei meiner Gastfamilie vor, auch, indem ich Arbeitsblätter erstelle. Manchmal ist es effektiver, wenn sie zuerst nicht alles von der Tafel abschreiben müssen - manchmal aber auch nicht. Ich bin immer noch viel am Rumprobieren und versuche mich den kleinen Lernern anzupassen.
Kleine Lerner, das klingt süss, nicht wahr? In meinen anderen Beiträgen habe ich sie stets als kleine Engelchen erscheinen lassen, auch wahr? Pah! Maannnn können das BIESTER sein. Während ich zunächst dachte, 'uff, streng sein und so, das wird mir ganz schön schwer fallen', denke ich mir jetzt... nee, ich denke gar nichts mehr, manchmal reisst mir einfach der Geduldsfaden und so was wie Gnade mag mir in dem Moment sowieso nicht mehr einfallen. Mit der Zeit habe ich schon gemerkt, was hilft, diese Flummis zum Schweigen zu bringen. Das klingt, als würde ich sie alle umlegen oder mit Schlafgas betäuben. Nein, ich meine die Klassiker, wie Umsetzen, Rausschicken, damit Drohen, Bericht zu erstatten, was auch stets Konsequenzen nach sich zieht, wie Extraaufgaben (wobei ich diese Methode nicht mag und zu ihr seltener greife, da ich dabei das Gefühl habe, ich selbst allein könne die Situation nicht mehr kontrollieren - ausserdem will ich keine "Petze" sein, wie sie es selbst oft sind..) und schliesslich gibt es den Weg, seine Stimme zu heben und etwas Klartext zu reden. Mache ich auch selten, denn wenn man es dann macht, zieht es.
Meinen riesengroßen Respekt jedenfalls an alle Lehrer da draußen. Und Entschuldigung für alle Male, in denen ich meinen Kopf Richtung Tisch (schlafend), Nachbar, zur Uhr oder Sonstigem, bloß nicht zur Tafel gedreht habe. Und geschnattert habe, als gäbe es kein Morgen (und keine Pause) mehr. Vollkommen okay, mich rausgeschickt zu haben. Schüler sind oft genug undankbar, versetzen sich nicht in die Situation, die anstrengende Aufgabe des Unterrichtens, die Geduld, Feingefühl und viele Vorbereitungen erfordert, zu haben. Andererseits wiederum sind sie manchmal auf einmal voller Eifer und ambitioniert; manchmal, um meine Gunst zu erwerben, manchmal weil sie das, was sie gerade lernen, wohl doch interessant finden. Oder natürlich für die diversen Sticker und Stempel ;)
Ich bewahre stets meine Geduld und wenn ich alles fünf Mal erklären muss, bis es auch die Letzte verstanden hat, ist das eben so. Besser als die Gewissheit, da steht gerade jemand völlig auf dem Schlauch und ich fahre einfach im Stoff fort. Ich möchte, dass sie wahrhaftig etwas mitnehmen. Auch wenn mir der Fakt, dass Sprachen zu erlernen dein Gehirn in jedem Fall auf Trab bringt, beiseite steht und mir meine Arbeit ohnedies sinnvoll erscheinen lässt, will ich nicht gehen, ohne dass sie sich ein wenig auf Deutsch/Französisch verständigen können. Ist aber ein hochgestecktes Ziel, zumindest in der Frage der realen Nachhaltigkeit. Ich bin bemüht, meine Kreativität und Energie für den Unterricht zu erhalten und bisher klappt es, trotz sehr ermüdender Zeiten, auch sehr gut.

Ich werde nächstes Wochenende noch ein paar Bilder zu diesem Thema hochladen, ich hab das entsprechende Material nämlich bei meiner Gastfamillie. Es gibt außerdem noch vieles mehr zu erzählen, überhaupt möchte ich wieder öfter von mir hören lassen, sodass ich mir, und hiermit sei es fest( )geschrieben, vornehme, jedes WE einen Beitrag zu schreiben. Nächstes WE wird es auch erstmal etwas mehr, ich habe Großes zu erzählen - grauenvolle, irrsinnige und wunderbare Dinge, die ohne Frage unsagbar wichtig sind, beachtet zu werden.
Schaut rein, denn es wird sich lohnen.

Habt es gut und bis bald!
Tine


4 comments:

  1. Como me encantan tus comentarios!!! Genial! ("Wie ein Engel!" ... :D) Cruzo los dedos por todo lo que venga!
    Sophie

    P.d.: MULTITALENT, DU!! :*

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    1. Órale, que bueno que te gusta lo que escribo ;) Te deseo que siempre tengas buena suerte también.

      Und Multitalent ist zu viel des Lobes :P

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  2. Klingt ein bisschen wie ein Motivationsschreiben, aber es freut mich, dass du dir so viel Mühe gibst. Macht vermutlich auch nur dann wirklich Spaß.
    Und natürlich spreche ich mich auch dafür aus, dass du öfter schreibst. Heißt dann nämlich auch, dass du des Öfteren bei Skype online bist und ich mit dir schreiben kann. Ja, ich seh's ein, wäre nicht gerade effektiv für deinen Blog.
    Viel Spaß weiterhin dir da so weit weg.
    Paulin (Nicht, dass ich noch mal für einen Cousin oder weiß ich was gehalten werde..)
    <3

    ♔ ♥ ♥ ♔
    ☺ ★ ☆ ★ ☺
    (haha.. damit auch du mal mit ein paar Bildchen belohnt wirst, wenn du schreibst.) ;)

    .♥—-♥ .•*´¨`*•.¸…•°¤*`°♔—♔°´*¤°•

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    1. Hahaha ja ich fürchte da hast du nicht ganz unrecht. Und obwohl deine Skype-Erläuterung gar nicht unlogischer hätte sein können, bin ich auch der Meinung, dass es mal wieder sein muss :D

      (Danke für die Bildchen, ich hab mich aufrichtig und heftig gefreut..)

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