Einmal
kurz vorweg etwas Wichtiges:
Ich
habe zwei Tage vor meiner Abreise von meiner Gastfamilie erfahren.
Nein, das ist verhältnismäßig nicht spät, denn nur
zwei von uns fünf haben überhaupt Infos bekommen, es hieß lediglich, wir
hätten jede eine. Der von meiner Gastfamilie ausgefüllte Bogen,
sowie ein beigelegtes Foto steigerten meine Vorfreude enormimísimo.
Einziges Manko war und ist, dass sie an die zwei Stunden entfernt von
meiner Arbeit wohnen. Unser vorläufiger Kontakt bestand aus zwei
Mails, jeweils einer von mir an sie und einer Antwort von ihnen.
Bueno.
Sicherlich kennt Ihr alle dieses Klischée, von wegen
Lateinamerikaner kämen grundsätzlich zu spät, schöben Aufgaben
auf, seien einfach keine Organisationstalente? … Leider alles
verdammt nochmal wahr!
Den
einen Tag redeten wir noch mit unseren AFS-Verantwortlichen darüber,
dass die Mexikaner alles etwas lockerer nähmen. Bezeichnend dafür
sei das Wort „ahorita“, welches in etwa.. „gleich“ oder
„bald“ oder „in einer Stunde/Woche/Monat“.. oder eben auch
„nie“ bedeuten kann. Am Tag unserer Abholung, nach einem mehr
oder weniger abrupten Ende unserer Feedbackrunde, kamen wir dann in
den Genuss einer Präsentation genau dieser Attitüde – während
die non-Mexikostadt Leute mit dem Bus losfuhren, blieben Rebecca und
ich zurück, ohne jegliche Informationen, wann und OB uns denn jemand
abholen käme.
Nicht, dass wir es schlecht gehabt hätten, die Sonne
schien freundlich in den hübschen Garten unseres Hotels, wir hatten
es bequem.
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Zeit sinnvoll überbrückt |
Die Stunden verstrichen und wir hatten bereits eine
sarkastische, schützende Sichtweise auf unser „Schicksal“
entwickelt. Rebecca erfuhr am Tag zuvor, dass sie vorübergehend
(hier auch so ein spezielles Wort) bei ihrem Chef wohnen würde. Bot
natürlich auch viel Potenzial für diverse Witze der Resignation. Zwischendurch gesellte sich eine thailändische Austauschschülerin
zu uns, eine von den vielen, die sich miteinander auf Spanisch
unterhielten, da sie bereits 5 Monate hier verbracht haben. Als ich
nach einer stolzen Minute in spanische Erklärungsnot geriet und
deswegen Englisch einfügte, zeigte sie sich jedoch ziemlich
erleichtert, da sie ebenfalls besser Englisch spricht.
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"Ich setz mich mal hierhin, das kommt gut, wenn noch
einige Bäume hinter mir zu sehen sind!" |
Kurz nach
Beginn der Konversation wurde Rebecca abgeholt, ich unterhielt mich
noch länger mit der Thailänderin, bis schließlich ein Mädchen und
eine Frau, die denen auf dem Bild meiner Gastfamilie sehr ähnelten,
auftauchten. Jaaaaaa sie waren es. Dann verlief alles etwas
eigenartig. Die Thailänderin (sie heißt Bow, ich muss sie sowieso noch öfter erwähnen :D) ging auf sie zu, stellte sich vor, die beiden
wiederum waren total aus dem Häuschen aufgrund ihrer Nationalität,
während ich im Hintergrund stand und, ziemlich verwirrt und
garantiert ein wenig idiotisch wirkend, breit lächelte und winkte. Eine
ganze Weile später verstand ich, woher ihre Begeisterung rührte –
meine Gastschwester, Sofía, würde in einem halben Jahr nach
Thailand gehen. War aber bis ich das verstand reichlich iritiert,
dass sie auf einmal ebenfalls, von meiner Gastfamilie, abgeholt wurde (ihre eigene Gastfamilie war
verreist, sie hätte sonst im Camp bleiben müssen).
Im
Auto staunte ich immer mal nach links und rechts, zwischendurch
unterhielt ich mich, eher vereinzelt, mit Bow und
meiner Gastfamilie. Aber so langsam besserte sich mein Gefühl.
Spätestens, als wir in Satélite, meinem Wohnort für die
Wochenenden, ankamen, war ich absolut euphorisch. Das Haus aus ist
ziiiiiiemlich groß und wahnsinnig schön. Naja und außerdem haben
sie 3 Autos und einen Pool. Das ist zwar nicht das, wofür ich nach
Mexiko gekommen bin, aber, sagen wir mal, traurig war ich auch nicht
darüber. Meine Gastschwester gab mir (..und der Thailänderin) eine
bilinguale Führung durchs Haus, im Übrigen ist sie wirklich
liebenswert und nebenbei auch eine Entspannung für mich gewesen, da
ich mit ihr Englisch sprechen kann..später fuhren wir in den
Sports- bzw. Golfclub, den mein Gastvater gern aufsucht, um dort
überaus delikat zu essen. Ich verbrachte dort, aber auch überhaupt
an diesem Wochenende, viel Zeit mit Sofía und Bow, mit denen ich
mich prächtig verstehe, wenn man auch den kleinen Altersunterschied
von 3-4 Jahren nicht vollkommen ausblenden kann.
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Sofía und Bow normalerweile sehen sie ziemlich knuffig aus |
Der Tag klang wunderbar aus.
Der erste Eindruck, den ich von meiner Gastfamilie hatte, bestätigte
sich, sie sind echt alle sehr lieb. Am nächsten Tag fuhren wir ins centro
comercial von Satélite, was im Prinzip so was wie die Innenstadt
ist. Auf meine Bitte hin besorgten wir unter Anderem eine SIM Karte,
außerdem konnte ich Geld wechseln und noch zwei Bücher zum Vorlesen
im Casa Hogar kaufen. Tacos essen war natürlich auch Teil des
Ausflugs. Mann, das war alles echt schön. Meine Gastgeschenke (Deutschlandkalender - ziemlicher Standard - Lachgummis+Gummibärchen, Sanssouci-Mousepad, Hundeleckerlis und eine CD von Clueso, die sich meine Gastmama gleich zwei Mal hintereinander! anhörte) haben
Ihnen zum Glück sehr gut gefallen. Ein kleines Problemchen drehte
sich dann um meine Arbeit und die Fahrt dorthin.. aber dazu dann im
nächsten Teil, den ich morgen veröffentliche, ich bin verdammt K.O. von meiner heutigen
Vorleserunde und mein Post ist sowieso schon viiiiiiel zu lang! Hasta
luego!
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